Erkenntnisübung


Betrachtungsübung zur Lichtqualität des Brotes

 


 

Die Betrachtung der Brote sollte nicht aus subjektiven Erfahrungen, Spekulationen, von Alltagssorgen geprägt oder durch vorschnelle Gefühle entstehen. Nehmen Sie eine kurze Zeit Ihren Körper wahr, indem Sie von den Füßen beginnend, aus einer bildhaften, originalen Vorstellung, bis zu dem Kopf und Gesicht Ihre einzelnen Körperteile betrachten. Als Nächstes können Sie Ihren Atem beobachten. Diese Phase wirkt beruhigend. 

 

Erster Schritt

Betrachten Sie als nächstes beide Brotscheiben, für eine kurze Zeit von 2-3 Minuten in ihrer unterschiedlichen Form. Man kann die Wahrnehmung zu den Brotscheiben auch in zwei Etappen ausführen, indem man erst die eine Brotscheibe und ein anderes Mal die andere Brotscheibe betrachtet. 

Wie ist das Porenbild? Ist es dicht, grob, gleichmäßig, wild, geordnet, gut koordiniert, zerrissen, aufgebläht? Wie ist das Verhältnis von der Krume zu der Kruste? Wie ist die Farbe der Krume und Kruste? Ist die Kruste goldfarben, ist sie gleichmäßig, ist sie dick oder schwarz? Wie sind die Licht- und Schattenverhältnisse?

Welches Brot kommt einem entgegen? Diese Phase führt zu einer intensiven Wahrnehmung und Sensibilisierung.

 

Zweiter Schritt 

In dieser Phase erinnert man sich möglichst gut mit geschlossenen Augen an die beiden Brote und baut eine getreue bildhafte Vorstellung zu diesen mit der Frage auf, welches einem von den beiden entgegenkommt. Wenn Sie sich nicht genau erinnern können, können Sie die Augen öffnen und noch einmal schauen. Diese Übung kann drei bis fünf Minuten dauern. Diese Phase kann zu einer höheren Achtsamkeit führen. 

 

Dritter Schritt

Diese Phase entspricht der Meditation und es findet eine Erweiterung der Gedankenbildung statt, indem zu der Brotbetrachtung ein inspirativer Gedanke hinzukommt, den Sie wie ein zu betrachtendes Objekt vor sich sehen.   

"Die Äthersicht bei einem Hefebrot oder bei Hefebackwaren lässt einen inneren dunklen Punkt in der Backware selbst erkennen und zur Überraschung nach außen hin eine dispersierende, fast sich auflösende, zu helle Ausstrahlung. Der dunkle Punkt zeigt die Natur der Hefe im Sinne einer Abdunklung der Lichtätherkräfte an. Auch der Lebensäther kann sich nicht bis in sein Zentrum entfalten." (Heinz Grill, Ernährung und die gebende Kraft des Menschen, S. 65)  

Der Gedanke ist wie ein Schlüssel, der einen neuen Raum öffnet. Diese Phase kann bis zu 15 Minuten dauern. 

 

Anmerkung: 

Eine wesentliche Erweiterung der Brotqualität und ganzheitliche Betrachtungsweise liegt in der Beachtung und Wirkung der Lebenskräfte, die sogenannten Ätherkräfte. Sie werden als lebensspendende und lebenserhaltende Kräfte gesehen, die in Verbindung mit den vitalen Aufbauleistungen in einem biologischen Organismus stehen und mit den Säftebewegungen im Zusammenhang stehen. Beispielsweise finden sie durch die Bewegungsrichtung, die der Schwerkraft aufwärtsströmend entgegensteht, einen Ausdruck. Es gibt aus geisteswissenschaftlicher Sicht vier Ätherarten.

 

Diese vier Ätherarten erscheinen wirksam in den vier Elementen Erde, Wasser, Luft/Licht und Feuer/Wärme. Rudolf Steiner gab den vier Ätherarten eine Zuordnung: zu dem Mineralischen, Irdischen gehört der Lebensäther, zum Wässrigen ordnete er den chemischen Äther zu, zur Luft den Lichtäther und zum Feuer den Wärmeäther. 

 

 

 

Die bewusste Sinnesempfindung

 

 

Mittels eines Gedankens wirkt das Objekt frei und erstrahlend zurück.

 

   

 

"Der Sinnesstrom fließt immer direkt zum Objekt, jedoch bleibt ohne Gedanke die freie Rückwirkung vom Objekt zum Betrachter aus. Ein Gedanke könnte z.B. die Frage nach der Wirkung der Kruste des Brotes sein."

(Heinz Grill, Ernährung und die gebende Kraft des Menschen, S. 23)

 

Intensivierung der Betrachtungsübung 

 

Die Betrachtung der unterschiedlichen Brotqualitäten kann im Laufe der Zeit zu tieferen Sinnesempfindungen des Betrachters führen. Meistens ist man bei der Bewertung und Entscheidung für eine Brotsorte und Brotqualität, von emotionalen Gedanken sowie von gesundheitlichen Aspekten geleitet. Eine intensive Auseinandersetzung, beispielsweise durch diese ausgeführte Übung, kann zu einer neuen Empfindung führen, die nicht erstrangig von sympathischen Eindrücken geprägt ist und zu einer Nähe und wesenhaften Ausdruck zum Brot führt.

 

Dabei führt eine wiederholte Ausführung der Übung, möglichst ohne Zwänge und von wirklichem Interesse geprägt, anfänglich vielleicht sogar an drei aufeinanderfolgenden Tagen, zu neuen Eindrücken. Man schult auf diese Weise einen freien Blick, der sich interessanterweise auch auf andere Gebiete überträgt, z.B. wenn man in einem Museum ein Gemälde betrachtet und den Ausdruck der Darstellung dabei erkennen möchte. Die Intensität dieses Erkenntnisprozesses lässt sich durch weitere, geistige Gedanken und Beobachtungskriterien erweitern.

 

 

"Stellt man der mehr imaginativen Betrachtung ein von Hefe bereitetes Brot ein gut gelungenes Backfermentsauerteig- oder Honig-Salz-Brot gegenüber, ein Brot, das also durch entsprechende Reifestufen durchgegangen ist, ohne Alkohol, ohne alkoholische Gärung, dann wird man den Unterschied bereits empfindungsmäßig wahrnehmen können. Das Brot mit Hefe hat einen Charakter, dass es dem Menschen empfindungsmäßig nicht recht nahe treten möchte. Zu diesem Brot kann der Mensch tatsächlich nicht diese reifliche nahe Beziehung aufbauen, denn es ist ihm gewissermaßen wesensfremd. Das Getreide wird dem Menschen nicht näher gebracht, sondern das Getreide wird eigentlich bloß auf eine gewisse oberflächliche Stufe in eine zwar schon meist gute Form hineingebacken, aber es bleibt lediglich in der äußeren Form, es bleibt ganz in der Substanz eines äußeren. Es kommt dem Menschen nicht entgegen. Das Sauerteigbackferment- oder das Honig-Salz-Brot kommt dagegen dem Menschen wie ein höher organisiertes Lebensgefüge mit Lichtcharakter gediegener Art entgegen. Das ist das Wertvolle. Auf die Entwicklung der Seele bezogen, fördert ein gutes Brot durch Milchsäuregärung den menschlichen Inkarnationsprozess."

 

(Heinz Grill, Die vier Äther im Brot, S.13)